LAST EXIT DDR                     english

bilder zwischen ende und anfang

Dieter Matthes - Fotografie

opening 27. März, 19.00 Uhr
28. März - 9. Mai 2009


Wie war sie eigentlich die Zeit, als die Mauer gefallen war? Jener schmale Korridor zwi- schen „nicht mehr“ und „noch nicht“, in dem sich alle Grenzen geöffnet hatten, der Hori- zont weit, die Ungewissheit groß war.

In dieser Zwischenzeit begab sich Dieter Matthes auf die Jagd nach den Restbeständen der DDR, fotografierte die zerstörten Grenzanlagen von Dreilinden, Menschen bei der Arbeit, Haus- und Geschäftsfronten. Besonders hatten es ihm Schilder angetan, deren absurde Prosa sich vor bröckelnden Hintergründen exotisch ausnahm: „Straße der Besten“, „PGH Fortschritt“ oder „VEB Elastik Mieder“. Die Welt auf seinen Bildern wirkt - vor allem aus 20 Jahren Distanz - wie in Aspik gelegte Geschichte.  Plötzlich sind sie wieder da, die Stimmungen, Gerüche, Gefühle der Jahre um 1990. Ein wehender brauner Vorhang, Glassplitter auf dem Pflaster, ein Junge mit Pudelmütze – Details. Oder die Monumentalität einer Grenzanlage, einst Schrecken der Reisenden, die sich wie ein sterbender Saurier  unter einem fahlen Himmel zur letzten Ruhe ausbreitet.
Die Bilder der Ausstellung fotografierte Matthes mit der festen 28er Brennweite seiner   Leica und benutzte für die fast monochromen Motive einen hochauflösenden Farbfilm, Kodachrome 64.

      


Dieter Matthes, geboren 1952 in West-Berlin, konnte sich nie für eine einzige Profession entscheiden. Er ist Arzt, Schauspieler und Fotograf. 1989 begann er, zunächst als Pressefotograf, für Stern, Zeit, Geo etc. zu arbeiten und fuhr den Arztberuf auf ein Mini- mum zurück, war im ambulanten Notdienst, als Schiffsarzt oder als Tourneearzt der Berli- ner Philharmoniker unterwegs.

Genauso weit gespannt wie seine beruflichen Interessen und von der gleichen Neugier getrieben ist auch sein fotografisches Werk. Er fotografiert Menschen, Städte, Architektur, situativ oder statisch, schwarz-weiß oder in Farbe. In seinen Bilder-Serien  begibt er sich  mit ästhetisch forderndem Blick auf Recherche und bringt Details ans Licht, die sich zu Stimmungen, Ahnungen, manchmal sogar zu gefühlten Wahrheiten verdichten.

Matthes veröffentlichte mehrere Fotobände, wurde 1992 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen, gewann 1994 den internationalen Nikon Contest und war mit Einzelausstellungen in verschiedenen Galerien vertreten.

www.dieter-matthes.de


Presse:

Tagesspiegel vom 4.3.2009